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Freiherr Reinhard von und zu Brenken

Die nachfolgenden Ausführungen  ( Autor: Dr. Horst Conrad )  zum Lebensweg des Stifters unseres Königskreuzes, Freiherr Reinhard von und zu Brenken, sind dem Heimatbuch Weine, Band 1 zur  Geschichte des Weiner Schützenvereins entnommen.

 

Reinhard Franz Carl von und zu Brenken  ( 8.11.1818 - 1.10.1870)

 

Reinhard von und zu Brenken war der älteste Sohn des Friedrich Carl von und zu Brenken (1790-1867) und dessen erster Ehefrau Theresia, geborene von Schade aus Haus Ahausen bei Finnentrop (1794-1836). Aus den Ehen des Vaters mit Theresia von Schade und Maria von Haxthausen (1809-1885) gingen insgesamt 13 Kinder hervor, 10 aus der ersten und 3 aus der zweiten Ehe. Reinhard von und zu Brenken entstammte einem der ältesten Paderborner Adelsgeschlechter. Bereits seit dem  12. Jahrhundert ist die Familie in dem gleichnamigen Ort nachzuweisen. Seine Schulzeit absolvierte Reinhard von und zu Brenken auf dem ehrwürdigen Theodorianum in Paderborn. Dort legte er am 27. August 1839 die Reifeprüfung ab. Im Wintersemester 1839 immatrikulierte er sich an der Universität Bonn für die Studienfächer Jura und Cameralia. Nach 4 Semestern wechselte er nach München. Im Jahre 1841 setzte er seine Studien in Berlin fort. Am 7. August 1843 legte er beim Oberlandesgericht Paderborn sein Auskultatorexamen ab. Am 31. Oktober 1846 bestand er die Prüfung als Referendar bei der Regierung Düsseldorf. Zahlreiche Briefe, die er aus seiner Studenten- und Referendarzeit nach Hause schrieb, zeugen davon, dass er ein politisch waches Bewusstsein besaß. Im Gegensatz zu seinem Vater bejahte er den preußischen Staat und dessen Beamtentum. Sein Mentor in dieser Hinsicht wurde der Düsseldorfer Regierungs-Präsident Adolf von Spiegel-Borlinghausen. Im Herbst 1839 leistete Reinhard von und zu Brenken seinen einjährigen Freiwilligendienst beim 7. Ulanenregiment in Bonn ab. Er brachte es zum Premier-Lieutenant im 2ten Aufgebot des 8. Husarenregiments.

Nachdem im Jahre 1843 eine Bewerbung Reinhards um die Landratsstelle in Büren keinen Erfolg gehabt hatte, wurde er am 15. Mai 1848 kommissarisch mit der Führung des Amtes beauftragt. Vorausgegangen war das Abschiedsgesuch des bisherigen Landrates Joseph Theodor Graf zu Stolberg - Stolberg, jüngster Sohn des berühmten Friedrich Leopold zu Stolberg - Stolberg. Reinhard von und zu Brenken verlegte sogleich nach seinem Amtsantritt das Büro des Landratsamtes, das sich bisher an der Peripherie des Kreises auf dem Stolbergschen Gut Westheim befand, in die Kreishauptstadt Büren. Am 30. März 1851 erfolgte die endgültige Ernennung zum Landrat. Reinhard von und zu Brenken war der erste Volljurist als Bürener Landrat. Seine unverhohlene Bewunderung des preußischen Staates führte dazu, dass König Friedrich Wilhe1m IV. ihn 1854 auf Lebenszeit als Mitglied in das preußische Herrenhaus berief.

Der neue Landrat verwaltete sein Amt in Büren zunächst von dem Drükenschen Haus in der Königsstraße aus, welches seiner Familie gehörte. Seinen persönlichen Wohnsitz nahm er auf Gut Holthausen, solange sein Vater noch das Hauptgut der Familie, Haus Erpernburg, verwaltete. Die Wahrnehmung der Amtsgeschäfte von Holthausen aus führte zu einer Kontroverse mit der Regierung, da nach einer Kabinettsorder aus dem Jahre 1861 die Landräte verpflichtet wurden, die Amtsführungen nicht mehr von ihren Gütern aus vorzunehmen. Als der Landrat nach dem Tode seines Vaters seinen Wohnsitz nach dem Gute Erpernburg verlegte, führte dies zu einem scharfen Verweis der Regierung Minden, der aber letztlich ohne Folge blieb.

Seine Ernennung zum Königlichen Kammerherrn brachte Reinhard von und zu Brenken in eine nähere Beziehung zum Königshaus. Am 1. März 1865 trat er erstmalig dieses Amt bei der Königin Augusta von Preußen an. Weitere, jeweils 14-tägige Dienste folgten im August 1866 und Januar 1867. An Königin Augusta lobte er deren offenen redlichen Charakter und verteidigte sie gegen den Vorwurf der politischen Einmischung. Anlässlich der 50-Jahrfeier der Zugehörigkeit der Provinz Westfalen zu Preußen begleitete er das Königspaar auf seiner Reise nach Münster.

Als Landrat in Büren entfaltete Reinhard von und zu Brenken eine rege Verwaltungstätigkeit. Die Regulierung der Gemeinheitsteilungen, die Ablösungen der gutsherrlichen Lasten auf den Kolonaten und die Wiesenmelioration bildeten ein Hauptbetätigungsfeld. In seine Amtszeit fiel die Anlage der wichtigsten Kreisstraßen. An der Errichtung der Kreissparkasse Büren im Jahre 1856 war er wesentlich beteiligt. Er setzte einen Sparkassentyp durch, der nicht nur der bäuerlichen Bevölkerung Kredit gab, sondern auch die Handwerker und den Kleinhandel mit einbezog.

Im Bundeskrieg des Jahres 1866 stand Reinhard von und zu Brenken eindeutig auf Seiten Preußens, im Gegensatz zu vielen seiner katholischen Standesgenossen und auch im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Hermann, der Preußen des "Brudermordes" und des "Treubruchs" bezichtigte. Innerhalb des westfälischen Adels zählte Reinhard zur liberalkatholischen Richtung, welche den Ausgleich mit dem protestantischen Landesherren und der protestantischen Religion suchte. So unterstützte er gegen den Widerstand zahlreicher Geschwister seinen Bruder Otto, als dieser am 14. November 1867 in der Erpernburger Kapelle Marie von Schorlemer-Hellinghausen, eine Protestantin, heiratete - "ein noch nicht da gewesener Fall in der alten Familie Brenken" - wie der Bruder Hermann verärgert bemerkte.

Die nach 1866 gewandelten politischen Verhältnisse erweckten in Reinhard von und zu Brenken auch den Wunsch nach einer stärkeren landespolitischen Betätigung. Clemens August von Westphalen gewann ihn dazu, als Abgeordneter für den Norddeutschen Reichstag zu kandidieren. Er trat der Freikonservativen Partei bei, einer Partei, die sich von den Preußischen Konservativen abgespalten hatte, um Bismarcks Politik uneingeschränkt unterstützen zu können. Bei den Wahlen zum Norddeutschen Reichstag im Kreise Paderborn-Büren setzte er sich gegen prominente Mitbewerber, wie Hermann von Mallinckrodt, den späteren Mitbegründer der Zentrumspartei, sowie gegen den führenden nationalliberalen Politiker Max von Forckenbeck durch. Seine politischen Anschauungen brachte er in einem Trinkspruch anlässlich der endgültigen Ermittlung des Stichwahlresultates in Salzkotten am 2. März 1867 zum Ausdruck, als er sich gegen von Mallinckrodt mit 4627 gegen 2912 Stimmen durchsetzte.

"Meine Herren. Füllen, erheben und leeren Sie Ihre Gläser auf das Gedeihen des Norddeutschen Bundes unter der Führung eines starken, auf der Grundlage seiner Verfassung sich frisch und lebensfähig entwickelnden Preußens, auf den Reichstag, von dem ich wünsche, dass er der Begründer werde von Deutschlands Einheit, Freiheit und Macht!“

Neben seinen politischen und amtlichen Aufgaben kümmerte sich Reinhard von und zu Brenken auch sehr um die Bewirtschaftung der Familiengüter. Den ansehnlichen Besitz vermehrte er durch Ankäufe des Gutes Graffeln bei Wewelsburg am 1. März 1866 von der Witwe Gieffers sowie der Wewelsburger Mühle von Anton Böhmer am 4. Januar 1867. Die heute so prächtige Allee mächtiger Kastanienbäume von der Erpernburg zur Nepomukstatue wurde auf seine Veranlassung hin im April 1868 angelegt.

Nur 52 Jahre alt, starb Reinhard von und zu Brenken an den Spätfolgen eines Unfalls. Auf einer Dienstreise zwecks Revision der Sparkasse Büren am 1. August scheuten die Kutschpferde in der Höhe des Hahnenberges. Bei dem Rettungssprung vom Wagen brach er sich den Fuß. Die zunächst verharmloste Fraktur führte am 1. Oktober 1870 zum Tode, wohl infolge einer Wundinfektion. Er starb unverheiratet. Sein Nachfolger auf den Fideikommissgütern wurde sein jüngerer Bruder Hermann (1820-1894).

 

Gut Holthausen

Schloss Erpernburg